Birk Nitschack ist Prokurist und Leiter der Individualkundenbetreuung bei Ihrer VR-Bank Altenburger Land eG. An dieser Stelle schreibt er monatlich zu Entwicklung, Einflüssen und Aussichten der Finanzmärkte sowie zu Anlageprodukten und Finanzinnovationen.
VR-MoneyTalk
Die monatlich erscheinende Kolumne rund um Finanzthemen
September 2023
Anleihen als Geldanlage
Anleihen werden im Fachjargon auch als Schuldverschreibungen oder Rentenpapiere bezeichnet. Dabei handelt es sich um verzinsliche Wertpapiere, welche von Kreditinstituten, Unternehmen oder Staaten herausgegeben werden. Der Anleger stellt mit dem Kauf einer Anleihe den genannten Institutionen Geld für einen festgelegten Zeitraum zur Verfügung und erhält dafür das Recht auf Rückzahlung des Betrages sowie auf Zahlung vereinbarter Zinsen.
Für eine funktionierende Wirtschaft ist der Anleihemarkt unerlässlich. Staaten und Unternehmen können sich so finanzieren und bieten Investoren dadurch gleichzeitig die Möglichkeit ihr Geld anzulegen. Der Anleihemarkt stellt hierbei den größten Markt der Anlageklassen dar.
Juli 2023
Tristesse an den Aktienmärkten
Mit einer Performance von 32 Prozent beendet der technologielastige Nasdaq sein bestes erstes Halbjahr seit 1983. Beim DAX® waren es immerhin über 14 Prozent. Nach dem starken Anstieg der Aktienmärkte in der ersten Jahreshälfte, vor allem getrieben durch Technologiewerte rund um das Thema künstliche Intelligenz, stehen die Zeichen vorerst auf Konsolidierung. Nach einer verlustreichen ersten Handelswoche im Juli, fiel der deutsche Aktienindex auf ein Tief seit Ende März zurück. Im Euroraum fielen wichtige Konjunkturdaten erneut schlechter als erwartet aus. In den USA hingegen sorgte die Aufwärtsrevision beim BIP für steigende Renditen an den Anleihemärkten. Die in wenigen Tagen beginnende Berichtssaison wird zeigen, wie sich die Unternehmensgewinne im aktuellen Umfeld entwickeln.
Juni 2023
Überraschend robustes Aktienbarometer
Eines mag die Börse gar nicht: Unsicherheit! Nun kann man den rot-grünen Parteiprotagonisten sicher ungeprüft bescheinigen, nicht gerade Freunde markttechnischer Mechanismen zu sein und damit auch einer Börse kein Denkmal bauen zu wollen. Doch mit welcher kontinuierlichen Nachhaltigkeit - um diesen Begriff einmal zu benutzen - die Regierungsparteien das Investitionsumfeld negativ beeinträchtigen, sorgt schon für ein gewisses Staunen. Insbesondere im Wirtschaftsministerium, traditionell Basis und Quelle eines gesunden Nährbodens für Investoren und Kapitalgeber, folgt ein Gesetzentwurf-Hickhack dem nächsten und sorgt so für ein Klima von Unsicherheit und Unwohlsein. Das gilt im Privaten, im Mittelstand, wie auch bei Großkonzernen.
Mai 2023
Quartalsberichte besser als erwartet
Die Berichtssaison für das erste Quartal lief über den Erwartungen. Die meisten Unternehmen konnten die Prognosen übertreffen. Dabei ist zu beachten, dass die Analysten ihre Gewinnschätzungen für die Q1-Berichtssaison bereits insgesamt um sechs bis sieben Prozent zurückgenommen hatten. Im Jahresvergleich gingen die absoluten Ergebnisse aber noch immer im Durchschnitt um drei Prozent zurück, womit es das schwächste Quartal seit Langem ist. Wir befinden uns immer noch in einem Trend negativer Gewinnrevision.
April 2023
Neue Zinsen und neue Strukturen
Nahezu unbeeindruckt von der politisch-wirtschaftlichen Großwetterlage zeigt sich das deutsche Aktienbarometer. Mit rund 15.700 Punkten markiert jetzt der deutsche Leitindex DAX® den höchsten Stand seit Januar 2022 und stellt somit den Negativeinflüssen aus erwarteter Konjunkturdelle, Zinsanstieg und begrenzten Potentialprognosen eine starke Performance entgegen. Seit dem Tiefstand vom September 2022 bei rund 12.100 Zählern ging es fulminant nach oben, was rechnerisch einem Kursplus von etwa 30 Prozent entspricht. So richtig wollen Indexstand und wirtschaftliche Realität aber nicht zusammenpassen, erinnert man sich nur an die Gefahren für die Unternehmen aus den hohen Tarifabschlüssen, rückläufiger Kaufkraft als Triebfeder der Binnenkonjunktur oder das bestehende bzw. latente Kriegsszenario - Ukraine und Taiwan.
März 2023
Solides Investieren mit Immobilienfonds
Seit in den letzten Monaten an den Märkten wieder eine gewisse Zinsnormalität eingetreten ist, erleben Banken auch wieder die gern gehörte Anfrage "Wie hoch ist ihr Tagesgeld-Zinssatz...?". Dass die VR Bank Altenburger Land und die Skatbank seit der neuen Habenzinsordnung zu den besseren, attraktiven Zinsadressen gehören, sollte sich rumgesprochen haben und zeigt die sehr hohe Resonanz beim Thema Tagesgeld. Mit ein paar unkomplizierten Schritten kann jeder dabei seine Wunschliquidität managen und eine relative Zufriedenheit beim Zinsertrag generieren. Der wieder ansteigende Saldo beim Einlagengeschäft freut auch die Bank, welche gleichwohl dem Verweis auf das Inflationsniveau nachkommen muss. Denn real gesehen macht auch ein Zinssatz von derzeit 1,48 Prozent das Niveau der Geldentwertung nicht wett, obwohl es im Jahresvergleich sehr attraktiv erscheint
Februar 2023
Jahresauftaktrally an den Börsen
Der Dax® hat im Januar 8,7 Prozent zugelegt. Das war der drittbeste Wert seit Index-Start 1988.
Bis zum Allzeithoch von 16.290 Zählern muss der Dax® lediglich noch ein paar Prozente steigen, was vor dem Start ins Börsenjahr 2023 kein Aktienmarktstratege für ein realistisches Szenario gehalten hat. Trotz oder vor allem gerade wegen fundamentaler Zweifel von Anlegern geht es an den Börsen aufwärts. Pessimismus heißt an der Börse auch immer, dass noch nicht alle Investoren voll investiert sind. Somit legt hoher Pessimismus auch immer ein Fundament für den nächsten Aufschwung. Aus Angst die Rally zu verpassen, laufen die Anleger den Kursen hinterher – und feuern sie damit weiter an. Genau dieser „Pain Trade“ könnte sich jetzt noch verstärken. Die Aktienkurse steigen, weil die Gründe für fallende Kurse weniger werden. Mit den Kursen steigt die Stimmung. Das gilt auch in umgekehrter Richtung. Zahlreiche starke Quartalsberichte von Unternehmen samt angehobener Jahresziele stützen. Zudem fielen auch die Inflationsdaten für Deutschland im Januar etwas besser als erwartet aus.
Januar 2023
Private verzeichnen rückläufige Geldvermögen
Das schlechte Börsen- und Anlagejahr 2022 führte zu einer Vermögensreduzierung bei den Menschen in Deutschland. Wie die Bundesbank vergangene Woche mitteilte, schmälerte sich das Geldvermögen der privaten Haushalte, bestehend aus Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen und Versicherungsguthaben das dritte Quartal in Folge. Gegenüber dem Vorjahr wurden 23 Milliarden Euro weniger festgestellt, was einem Gesamtvermögen von 7.475 Mrd. Euro entsprach. Nachvollziehbar ist diese Tendenz allemal, sind doch die Verluste an den Wertpapierbörsen - und insbesondere an den sicher geglaubten Rentenmärkten - mitunter zweistellig gewesen.
02.12.2022
Immobilienmarkt im Tal der Tränen
Der Immobilienmarkt befindet sich in einer Phase der Anpassung an die neue ökonomische Realität. Die Nachfrage nach Kaufimmobilien kühlt vielerorts deutlich ab. Im Jahr 2022 wurden bisher deutlich weniger Wohnhäuser verkauft wie im Durchschnitt der letzten 5 Jahre. Eine brisante Melange aus Lieferengpässen, strengeren Klimaauflagen, langen Wartezeiten bei Handwerkern, steigenden Preisen und höheren Finanzierungskosten lässt die Zweifel am Geschäftsmodell Immobilienkauf wachsen. In dieser von Unsicherheit geprägten Phase werden einige Akteure zunehmend vorsichtiger und verschieben ihre Investitionsentscheidungen. Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland ist in den ersten drei Quartalen bereits deutlich gesunken. Das Neugeschäft im Bauhauptgewerbe fiel im August um 6 Prozent zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es inflationsbereinigt sogar ein Minus von 15,6 Prozent – das ist bereits der fünfte Rückgang in Folge. Die höheren Kosten machen viele Neubauprojekte inzwischen unrentabel. Bei einigen Wohnbauprojekten rutschte die Mietrendite sogar bereits ins Minus. Auf Grund der explodierenden Energiekosten ist für Bauherren kaum Spielraum, um ihre gestiegenen Kosten durch höhere Kaltmieten kompensieren zu können. Laut einer Erhebung des Immobiliendienstleisters McMakler sind die Preise im zweiten Quartal erstmals seit Beginn des Booms vor über 10 Jahren gefallen. Zugleich sei das Angebot an Immobilien deutschlandweit um 16 Prozent gestiegen. Lediglich bei Immobilien mit erneuerbarer Energieversorgung lässt sich eine steigende Nachfrage beobachten.
05.08.2022
Schwacher Euro
Erstmals seit 2002 fiel Europas Währung unter die Parität zum US-Dollar. Damit war ein Dollar zum ersten Mal seit zwanzig Jahren mehr wert als ein Euro. Seit Anfang des vergangenen Jahres hat der Euro gegenüber dem Dollar bereits mehr als 20 Prozent an Wert verloren. Als Ursache gilt weniger ein schwacher Euro, als vielmehr ein starker Dollar. Denn gegenüber anderen Währungen liegt die heimische Währung auf hohem Niveau. Allein die Ankündigung der geänderten Notenbankpolitik in den USA und den damit verbunden Zinsanhebungen führt dazu, dass der Dollar attraktiver wird, mehr Investoren anzieht und durch die gestiegene Nachfrage aufwertet. Dazu besitzt die US-Währung in unsicheren Zeiten die Funktion als besonders sicherer Vermögenswert im weltweiten Finanzsystem. Die Angst vor einer Energie- und Wirtschaftskrise in der Europäischen Währungsunion, die Befürchtung einer neuen Euro-Schuldenkrise, die politische Ungewissheit in Italien und der nach wie vor andauernde Krieg Russlands in der Ukraine beschleunigen den Wertverfall des Euro dagegen. Als Nettoimporteur leidet Europa besonders beim Preisanstieg von Öl und Gas, während die USA als Nettoexporteur der Energieträger von steigenden Preisen profitiert. Dies schlägt sich zum Nachteil des Euro auch auf das Tauschverhältnis zum US-Dollar nieder.
05.07.2022
Zwischen Panik und Schnäppchenjagd
Heftige Verluste an den Aktien- und Rentenmärkten machen den Anlegern stark zu schaffen. Die Stimmung ist so schlecht wie zuletzt während des Corona-Crashs vor knapp 2 1/2 Jahren. Laut einer Handelsblatt-Umfrage geben 70% der Anleger an, von dem Ausverkauf am Aktienmarkt überrascht worden zu sein und damit ein hohes Maß an Verunsicherung mit sich zu tragen. Dazu trägt insbesondere das Verhalten der Notenbanken in Europa und den USA bei: Ist hierzulande die Europäische Zentralbank nach Meinung von Experten viel zu zögerlich im Anheben des Zinsniveaus, kann auch die amerikanische Fed mit einem sehr hohen Zinsschritt die Lage nicht beruhigen und mit ihrem Handeln wohl eher die Rezessionsgefahr und das Abwürgen der Wirtschaft intensivieren. Keine Branche blieb von dem Ausverkauf verschont und somit kam eine Art taktischer Hilflosigkeit bei Anlegern auf. Denn auch nach wie vor sind Alternativen schwer ausfindig zu machen - da sind die Zinserhöhungsabsichten der EZB keine Aussicht auf Besserung.
03.06.2022
Tech-Sektor im Bärenmarkt
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich im Mai erneut aufgehellt und konnte sich damit etwas vom Einbruch zu Beginn des Ukraine-Kriegs erholen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Vergleich zu April um 1,1 Punkte auf 93,0 Zähler. Die Talfahrt des Konsumklimas in Deutschland ist im Mai ebenfalls gebremst worden, wobei die Konsumstimmung nach wie vor an einem absoluten Tiefpunkt ist. Zwar kann der Dienstleistungssektor gegenwärtig noch von Nachholeffekten profitieren, doch die gestiegenen Lebenshaltungskosten werden zu einer schwerwiegenden Bürde. Wachstum ist derzeit der stärkste Markttreiber. Hoffnungen auf eine langsamere Straffung der US-Geldpolitik und eine baldige Lockerung des Corona-Lockdowns in Shanghai sorgen momentan für eine bessere Stimmung an den Börsen. Hohe Inflation, drohende Rezession und steigende Zinsen beschäftigen die Märkte zwar weiter, es mehren sich aber die Stimmen, dass jetzt bereits schon vieles in den Kursen eingepreist ist.
06.05.2022
Akute Rezessionsangst - hausgemacht
Von mehreren Seiten geraten Anleger derzeit in ein Schlechtwettergebiet. Einerseits lassen die Aktienmärkt über die Kausalkette Krieg, Inflation und Rezessionsangst eine gehörige Kurskorrektur erleben. Andererseits sind die letzten Monate von einem sehr starken Zinsanstieg am langen Laufzeitende geprägt, was die Kurse der festverzinslichen Positionen ins Trudeln brachte. So gesehen dürften zurzeit auch sicherheitsorientierte Positionen nicht unbedingt glücklich machen, da deren hauptsächliche Ausrichtung mit Rentenpapieren - womöglich mit einer längeren Duration - einen negativen Kurshebel verursacht. Diese am kurzen und langen Laufzeitende bestehenden Zinsängste nehmen neben den berechtigten Rezessionsängsten derzeit den höchsten Stellenwert ein.
01.04.2022
Stagflation
Der Bundesverband deutscher Banken kappt seine Konjunkturprognose für 2022 um die Hälfte und rechnet jetzt nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 2,2 Prozent. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich angesichts des Ukraine-Krieges deutlich eingetrübt. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigstes Konjunkturbaro-meter, ist im März eingebrochen. Für den GfK-Konsumklima-Index, der die Konsumneigung der Privathaushalte misst, wird für April ebenfalls die niedrigste Verbraucherstimmung seit Juni 2020 prognostiziert.
04.03.2022
Ein weiteres Risiko kommt dazu
Beinahe hätte ich an dieser Stelle über Nachhaltigkeit als neuen Investmentstandard und zunehmend wichtiges Kriterium der Geldanlage geschrieben. Doch der Krieg im Osten erschafft gerade eine neue Gedankenwelt - und natürlich auch reale Welt -, denn ökologische, soziale und ethische Aspekte spielen gegenwärtig keine primäre Rolle. Waffenlieferungen und Atomausstieg sind nicht mehr Tabu und scheinen auch für die Zukunft mehr ausgewogenes Denken in dieser Hinsicht vereint sehen zu wollen. Radikale Paradigmen sind nicht angebracht und es scheint so, dass nur ein externer Input die deutsche und westliche Zufriedenheit in eine Ausgewogenheit der Denkweisen bekehren konnte.
05.02.2022
Jahresstart im Risk-off Modus
Risk-off - also raus aus dem Risiko - lautete das Motto der vergangenen Wochen. Anleger trennten sich verstärkt von Aktien und den besonders im Wert schwankenden Kryptowährungen. Nach dem Aufflammen der Coronakrise belasteten vor allem Inflationssorgen und der damit verbundene Zinserhöhungszyklus durch die Notenbanken die Aktienkurse. Historisch betrachtet führt die Ankündigung steigender Zinsen zu Kursverlusten an den Börsen. Viele der Marktteilnehmer, die nach dem Corona-Crash an die Börse geströmt sind, haben noch nie einen Zinserhöhungszyklus miterlebt. Steigende Zinsen verteuern die Finanzierung der Unternehmen, wodurch sich ihre Gewinnaussichten verschlechtern. Zudem sind dann künftige Gewinne, abgezinst auf heutiges Niveau, weniger wert. Das belastet überwiegend Technologiefirmen und andere Wachstumswerte, weil deren Bewertung vor allem von der Aussicht auf künftige Gewinne bestimmt wird.
08.01.2022
2022 werden die Letzten wachgerüttelt
Ihnen allen ein gutes und erfolgreiches Jahr 2022! Den Erfolg zumindest hatten Anleger im Jahr 2021 mit bewusster und konsequenter Positionierung selbst in der Hand. Folgte man dem Ausbau von Sach- und Substanzwerten – weg von den auf Konten deponierten Guthaben – konnten Anleger ihre Vermögenspositionen erfolgreich und umfangreich vermehren. Bei einer eindrucksvollen Steigerung des deutschen Leitindex DAX® um 17 Prozent im Jahr 2021 partizipierten neben den Direktaktionären vor allem auch Fondsanleger. Insbesondere Fondsanlagen mit größeren Quoten an Aktienbeimischung dürften auch viele Neuanleger in dieser Anlagerichtung überzeugt haben, welche erstmals – weg von den Sparkonto- und Girokontobeständen – eine Anlagealternative wählten.
11.12.2021
Black Friday
2021 war ein gutes Jahr für die Finanzmärkte und insbesondere für Aktien – bis jetzt. Die Jahresendrally wurde durch die Nachricht der neuartigen Corona-Mutation „Omikron“ vorerst gestoppt. Der Black Friday hat seinem Namen aller Ehren gemacht. Der DAX® notierte an diesem Tag zum Handelsschluss über vier Prozent im Minus und offerierte Investoren einige Unternehmen mit teils deutlichen Rabatten. Die Anleger zogen die Reißleine und trennten sich von Aktien, die bis dato sehr gut gelaufen sind, um ihre Gewinne abzusichern. Es wurden Erinnerungen an das Frühjahr 2020 wach, als Lockdowns und Reisebeschränkungen zum Einbruch an den Börsen führten. Allerdings ist die Situation im Vergleich zum Vorjahr eine andere. Die Wirtschaft hat gelernt, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren und anpassungsfähigere Geschäftsmodelle etabliert.
09.10.2021
Machtbeben in China und Wohlstand für Alle
Der September wird seinem Ruf als schwacher Bör-senmonat gerecht. Die Kurse an der Wall Street und beim DAX® fielen so stark wie lange nicht. Für den deutschen Leitindex war es das erste Quartalsminus seit dem Corona-Crash. Am Angstbarometer VIX®, welcher die Börsenschwankungen misst, lässt sich die gestiegene Unsicherheit der Marktteilnehmer deutlich ablesen. Belastungsfaktoren sind die erneut hohe Inflation, Lieferengpässe, die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA, steigende Energie-preise sowie eine langsame Rückführung der ultra-lockeren Geldpolitik durch die Notenbanken, wel-che als wichtigster Treiber der Börsenrallye der ver-gangenen Jahre gilt. Dazu kommt das Drama um den wahrscheinlichen Zahlungsausfall des chinesi-schen Immobiliengiganten Evergrande.
11.09.2021
Neuausrichtung des DAX® in schwierigem Umfeld
Ab dem 20. September werden sich Anleger zehn weitere Titel merken, welche in der ersten Liga der deutschen Aktienwerte mitspielen. Die Ausweitung des DAX® von 30 auf 40 Werte, welche die deutsche Wirtschaft repräsentieren, ist mehr als ein Signal nach außen. Einerseits steigt mit der Breite des Portfolios auch die Varianz an Branchen, wobei besonders "neue Industrien" das modernere Wirtschaftsgeschehen mit repräsentieren sollen. Deutschland besteht ja nicht nur aus chemischer Industrie oder Automobilbau.
14.08.2021
Aktienrückkäufe
Viele Unternehmen haben durch die Sparmaßnahmen infolge der Corona-Pandemie Liquiditätsreserven auf Rekordniveau. Nun werden mit dem Geld eigene Aktien zurückgekauft. Mit jeder eingezogenen Aktie sparen die Konzerne Geld für die Ausschüttungen oder erhöhen automatisch die Dividendenrendite. Durch die Rückkäufe verknappt sich das Angebot, was wiederum dazu führt, dass der Gewinn je Aktie steigt. Gewinnsteigerungen werden von der Börse tendenziell mit Kurssteigerungen honoriert – denn das ist die maßgebliche Kennzahl an der Wall Street. Der absolute Gewinn – in der Finanzwelt eine vernachlässigte Kennzahl – stagnierte oder fiel sogar. Gut ein Viertel aller Gewinnsteigerungen schafften amerikanische Unternehmen in den letzten zehn Jahren nur deshalb, weil sie eigene Aktien zurückkauften und so den Gewinn pro Anteilschein erhöhten.
10.07.2021
Die Kurshöhe ist relativ
Die Seitwärtsbewegung des deutschen Aktienindex hält nun seit etwa drei Monaten an. Einerseits konnte er jüngst von dem Geschäftsklima in der Eurozone profitieren, welches so gut wie seit 21 Jahren nicht mehr ist. Die andere Seite der Medaille ist die unveränderte Präsenz der Corona-Pandemie, jetzt mit einer neuen Variante. Diese Verunsicherung – in Einzelhandel, Gastronomie und Reisebranche – lähmt die Perspektiven und lässt eine Kalkulation nur sehr nebulös zu. Gerade wir als VR-Bank Altenburger Land können unseren
Kunden, welche sich für eine unserer Kundenreisen entschieden haben, leider nicht die
Reisegarantie geben, wie wir es gerne tun würden. Nicht für die Reise auf die englischen Kanalinseln wegen unvorhersehbarer politischer Eingriffe, leider auch nicht für Neapel und die Amalfiküste oder Israel im Oktober und November. Dieser vakante Zustand zwischen Wunsch, Planung und Realität zeigt sich auch an den Märkten und lässt die Vorsicht der Anleger dominieren.
12.06.2021
Inflation
Der Wert des Geldes steigt dadurch, dass man sich mit ihm mehr kaufen kann.
Inflation bezeichnet die Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen, gleichbedeutend mit einer Minderung der Kaufkraft des Geldes. Seit seinem Bestehen hat der Euro gegenüber verschiedenen Sachwerten wie Gold, Silber, Aktien und Immobilien bis zu 80 Prozent an Kaufkraft verloren. Da die Geldmenge seit Jahrzehnten schneller wächst als die Wirtschaft, führt das unweigerlich zum Kaufkraftverlust des Geldes. Die Wahrheit ist, niemand weiß wie hoch die Inflation steigt und wie nachhaltig dieser Anstieg sein wird. Fest steht allerdings, dass die Preise infolge der Pandemie durch das Herunterfahren der Wirtschaft und dem damit verbundenen Kapazitätsabbau einiger Unternehmen deutlich gestiegen sind. Eine höhere Nachfrage trifft auf eine höhere Güterknappheit. Beides treibt die Preise nach oben. Selbst wenn die Konjunktur nicht ins Laufen kommt, trifft eine weiterwachsende Geldmenge auf wenige Güter.
08.05.2021
Anleger im Wertewandel
Der Mai gilt bekanntlich nicht als der optimalste Börsen- und Anlegermonat. Die Empfehlung, im Mai erst einmal Kasse zu machen, fußt auch in diesem Jahr auf der Tatsache, dass die zehnprozentige Wertsteigerung des deutschen Leitindexes DAX® in den ersten vier Monaten durchaus eine Hausnummer ist. Jetzt wird die Luft dünner. Die wirtschaftlichen Aussichten sind dabei in den Kursen ebenso bereits eingepreist wie die Aussichten auf ein Ende der Corona-Beschränkungen und die Hoffnung auf ein normales Leben. Keine Fantasie mehr bzgl. Impfstoffen und Konsumanstieg im Rahmen von Alltagserleichterungen. Es fehlt aktuell der Kurstreiber für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends und diese Verunsicherung bestätigt den Trend zum Realisieren der erreichten Kursgewinne.
10.04.2021
Wall of Worry
Der deutsche Leitindex DAX® erreicht mit der Marke von 15.000 Punkten ein neues Allzeithoch. Auf Quartalssicht beträgt das Plus in diesem Jahr fast 10 Prozent. Vor al-lem dank der Rally im März mit knapp 9 Prozent. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdienten die 30 größten Konzerne vor Steuern, Zinsen und Sondereinflüssen nach Berechnungen des Handelsblatts nur 3,9 Prozent weniger als im Vorkrisenjahr 2019. Laut Prognosen der Konzerne stehen viele im laufenden Jahr vor Rekordgewinnen. Grund für den Optimismus ist die weltweite Erholung der Konjunktur. Die vielen auslandsstarken Industriekonzerne im DAX® profitieren davon besonders. Vor allem die rasche Erholung der Nachfrage in den USA und China, in denen die DAX-Konzerne im Schnitt mehr als ein Drittel ihrer Umsätze erzielen, verleiht den deutschen Unternehmen einen zusätzlichen Schub.
13.03.2021
Die Illusion der risikolosen Sicherheit
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ Diese Aussage von Albert Einstein kann man problemlos auf das mancherorts erlebte Verhalten der deutschen Sparer reflektieren: Anstatt sich einer substanziell nachhaltigen Wertentwicklung zu verschreiben, suchen vereinzelte Anleger den Zins-Strohhalm und vertrauen ihr Geld Institutionen wie „Weltsparen“ an – um dort einen Minizins für eine kurze Zeit zu ergattern. Diese FinTechs oder Nearbanks vermitteln das Guthaben an Banken wie Greensill mit intransparenten Verwendungsmodellen. Greensill ist nun pleite bzw. hat Probleme mit der Bankenaufsicht und die Sparer bangen um ihre Einlagen. Um es nochmal klar zu verdeutlichen: Es gibt nur einen Leitzins in Europa – und den legt die EZB fest. Dieser liegt bei null! Warum ein Anbieter mehr zahlt, gilt es kritisch zu hinterfragen. Wer mehr erwartet oder generieren will, muss zusätzliche Risiken tragen.
13.02.2021
Bitcoin
Im Jahr 2007 wurde das Bitcoin-Zahlungssystem erfunden und die Open-Source-Referenzsoftware zwei Jahre später veröffentlicht. Das Bitcoin-Netzwerk basiert auf einer dezentralen Datenbank, der Blockchain, in der alle Transaktionen verzeichnet sind. Neue Bitcoin-Einheiten werden durch die computerbasierte Lösung kryptographischer Aufgaben, das sogenannte Mining (schürfen), geschaffen. Für den Aufwand erhält der Miner die geschürften Bitcoins und die Gebühren aus den enthaltenen Transaktionen. Da die Aufgaben immer schwieriger werden, ist der Vorgang sehr rechenintensiv, benötigt viel Strom und verursacht CO2-Emissionen. Laut Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index verbraucht das Schürfen der Bitcoins aktuell rund 90 Terawattstunden Strom pro Jahr. Das ist mehr als beispielsweise die Schweiz oder Neuseeland. Die Umweltbelastung durch das Mining schätzen Forscher von MIT und TUM auf mehr als 20 Megatonnen Kohlendioxid im Jahr.
16.01.2021
Perfekte Voraussetzungen
Zweckoptimismus und positives Szenariodenken ist eine ureigene Eigenschaft von Börsianern und Anlagespezialisten. Die Zahl der Kaufempfehlungen zu einzelnen Werten, zu einem Index oder einer Marktgattung übersteigt immer die Halte- oder Verkaufstipps. Das liegt an den naturgemäß hilfreichen und notwendigen Impulsen, die für die positive Kursentwicklung notwendig sind. Sozusagen Kursstimuli, denn keiner der Marktteilnehmer hat langfristig etwas davon, wenn die Kurse fallen. Der Markt braucht den langfristig positiven Drift und auch Börsen sind auf Wachstum getrimmt. Und so klingt es ganz normal, dass die Überschriften in der Wirtschaftspresse von neuen Höchstständen und Rekordindikatoren sprechen, obwohl wir in einer wirtschaftlich depressiven Phase stecken.